Doris Fuentes | Schottland-Reisebericht
Mögen Deine Schritte von allen Enden der Welt zurück zu Deinem Herzen führen
Schottland
850
post-template-default,single,single-post,postid-850,single-format-standard,theme-homa,edgt-cpt-2.0.2,mikado-core-2.0.2,woocommerce-no-js,tribe-no-js,tec-no-tickets-on-recurring,tec-no-rsvp-on-recurring,ajax_fade,page_not_loaded,,homa child-child-ver-1.0.0,homa-ver-3.2,vertical_menu_enabled, vertical_menu_left, vertical_menu_width_290, vertical_menu_with_scroll,smooth_scroll,side_menu_slide_from_right,woocommerce_installed,blog_installed,wpb-js-composer js-comp-ver-6.9.0,vc_responsive,tribe-theme-homa

Schottland (Reisebericht)

“Gun till do cheum, as gach ceàrn, fo rionnag-iùil an dachaidh.”  (Gälisch)
(Mögen deine Schritte von allen Enden der Welt unter Führung des Heimatsterns heimfinden.)

Schottland hat mich in meinem tiefsten Sein berührt. Ich war erstaunt, neugierig, herzergriffen und vor allem hat es mich nach Hause gebracht.

Unzählige Tränen hat mich diese Reise gekostet. Überwältigt von der Schönheit der Natur, weiß ich auch jetzt noch nicht, ob ich alles richtig beschreibe und ich die richtigen Worte dazu finde. Vielleicht braucht es auch keine großen Beschreibungen. Das Land spricht für sich selbst.

In Edinburgh angekommen war für uns klar, dass wir die Einsamkeit der Highlands aufsuchen möchten. Schon Sir Walter Scott (1771-1832) hatte damals ganze Landstriche in ein romantisches und mystisches Licht eingehüllt.

Wir fuhren 400 km durch die Westlichen Highlands durch Täler und über Berge umgeben von Moorlandschaften und unglaublicher Einsamkeit. Unsere einzigen Zeugen waren die Schafe, die gemütlich in dieser stillen Natur grasten. Ich war erstaunt über diese Landschaft, die ich mir irgendwie anders vorgestellt hatte.  Je weiter wir hochfuhren Richtung Skye Insel, umso mehr verstärkte sich das Gefühl von Abgeschiedenheit. Natur Pur ist nur ein Stichwort, doch hier in dieser Abgeschiedenheit war weit und breit keine wirkliche Zivilisation zu sehen. Wir folgten der engen Straße weiter.  Jeder von uns war in seinen Gedanken vertieft, die Stille hatte sogar uns fest im Griff.

In meinem Herzen wollte sich kein wirkliches Gefühl einstellen. Ich spürte diese Natur, die gigantisch war und doch so viel Geschichte erzählte. Eine Geschichte die ich sehr gut kenne. Schon als junges Mädchen hatte mich die schottische Geschichte in ihren Bann gezogen und ich wusste um die tragische Geschichte der Highlander. Ich hörte mich sagen: „nette Landschaft“…und fragte mich gleich, was ist denn los mit dir, nett ist doch nicht richtig? Mir war klar, dass ich mich berühren lassen sollte von der Erde und diesen Orten, doch mein Verstand weigerte sich, diese Energien wahrzunehmen. Ich wusste instinktiv, dass es mir den Boden unter den Füßen reißen würde.

Die Moorlandschaften waren nicht einfach so entstanden. Skrupellos wurden nach dem letzten Jakobiteraufstand 1746 die Wälder von den Engländern für Schiffsbauten, abgeholzt. Rinder wurden gegen Schafe ersetzt, die Clans wurden entmündigt und das Land entehrt. Man verbot ihnen die Rinderzucht, die Gälische Sprache, die Kilts und ihre Lebensform. Geschichten, die es zu Tausenden gibt auf der Welt.

Doch wenn man tiefer in die Geschichte des Landes eindringt, fängt man an zu verstehen, dass vieles was geschehen ist, auch die Handschrift der eigenen Landsleute trägt.  So tragen die vielen Fehden, die es zwischen den Highlander Clans gab, auch dazu bei, dass vieles so gekommen ist wie es eben kommen musste.

Die Erde vergisst nichts, die Erde speichert die Geschichten tief in sich ein, und was sie von sich gibt, ist die Wirkung einer Handlung, die wir Menschen zu verantworten haben.

Ich wusste um die Geschichte und ich wollte mich nicht einlassen in die Tiefe der Erde, weil ich tief in mir spürte, dass es mich sehr viele Tränen kosten würde.

Der menschliche Einfluss ist nirgendwo so spürbar wie in den Highlands. Einst waren weite Teile  der Region von dichtem Wald bedeckt.  Der immense Holzbedarf machte dem schottischen Wald im 18. und 19. Jh. endgültig den Gar aus.

Nicht nur Wälder, auch Menschen sind in den Highlands rar geworden. Die Bewohner wurden 18/19 Jh. mit Gewalt aus den Tälern der Highlands vertrieben. Die neuen Bewohner sind Schaffe, von denen gibt es Tausende.

Wir kamen im Dunkeln auf der Insel Skye an. Auf der Insel Skye leben knapp 10´000 Menschen und sie hält sich heute, dank dem Tourismus über die Runden. Wir wurden so herzlich empfangen, dass es mir ganz warm ums Herz wurde. Als ich vor 20 Jahren die Insel (England) verließ, schwor ich mir, sie nie wieder zu betreten. Mein Aufenthalt in England war sehr ernüchternd gewesen. 8 Monate eingeklemmt in der konservativen englischen Mentalität musste ich meinem spanischem Herzen wieder ein bisschen Olé schenken. 😉

Die Schotten dagegen sind ganz anders als die Engländer. Sie sind offen, lustig und sehr freundlich. Im Gegensatz zu ihren englischen Landsleuten sympathisieren sie sehr mit den europäischen Ländern.

Am nächsten Tag fuhren wir quer durch die ganze Insel Skye…und meine starre Haltung fing an zu bröckeln. Die Gefühle, die ich so gut isoliert hatte, drangen nach außen. Die Erde nahm mich in ihre Gewalt und die Geschichte des Landes bohrte sich tiefer in mein Herz. Diese alte Wikingerinsel schenkte mir eine Erinnerung, eine Erinnerung an alte Zeiten als Mutter Erde noch liebevolle geehrt worden ist.

Hoch oben angekommen zum „Old Man of storr,“ eine bizarre Steinformation aus der Eiszeit (65 Millionen Jahre alt), überwältigte mich das Gefühl auf der Insel. Die unglaubliche Schönheit vom Meer, der Landschaft, den uralten Steinen brachten mein Inneres zum Schmelzen. Und da saß ich, mit diesem majestätischen Blick über die Insel und weinte über so viel Schönheit.

Die Indianer glauben, dass die Steine beseelt sind. Ich glaube auch ganz fest, dass die Steine beseelt sind. Die tragen die ganze Geschichte der Menschheit in ihrem Energiefeld.

Sie sind so alt wie der Atemstoß der Erde.“

Wir saßen da, es regnete und es fing leicht an zu schneien, doch eigentlich war es uns egal. Wir wollte nicht mehr runter. Dieses Gefühl nahm ich mit, denn als ich zwei Tage später von der Insel runter musste, habe ich geheult wie ein Schlosshund.

Meiiii diese Reise zu den Hebriden Inseln war für meine kleine Welt ein ziemliches Drama. Ich wusste, dass meine  Seele nach Hause gekommen ist, doch ich wusste dass ich auch wieder gehen musste und das schmerzte mich in diesem Moment.

Wir fuhren rüber nach Inverness und natürlich war klar, dass wir das Culloden Moor (da wo die letzte Schlacht der Jakobiter stattgefunden hatte) besuchen wollten. So liefen wir über das Moor und ich sang ein Friedenslied. Wieso dieses Moor so wichtig ist:

Die Entscheidung am Cullodon Moor hat dazu geführt, dass die ganze alte Highlanderkultur der Clans, die Sprache, die Form des Lebens vernichtet worden ist. England kannte keine Gnade, doch das schlimmste daran war, sie haben die Wälder rücksichtslos abgeholzt.

Über das ganze Moor konnte man die alten Steine mit der Inschrift der Clansmitglieder lesen.

Sie hatten einen Traum:

 S i´n fhuil bha´n cuisl´ar sinssreadh,
‚S an innsgin a bha nan aigne. (Gälisch)

Unser Blut ist das unserer Väter,
und in unserem, die Werte ihrer Herzen.

Culloden empfand ich sehr friedlich und energetisch aufgeräumt. Ich spürte einen kleinen Druck im Bauch, was mich nicht weiter verwunderte, ich lief gerade durch ein Schlachtfeld, dass 10000 von Männern das Leben gekostet hatte. Doch waren auf allen Clans-Steinen Blumen. Die Nachkommen kommen heute noch und ehren ihre mutige Ahnen, die für ein freies Schottland gekämpft hatten.

Richtung Edinburgh ist die Natur sehr vielfältig. Seen, grüne Felder, Moore und Hügel (für die Schotten sind es Berge) für uns sind es Hügel 😉 Die Energie ist leichter und für mich war es, als würde ich mich in Galicien aufhalten.

Die vielen Eichenbäume, die Steinhäuser, die tiefen Steinmauern überall und die Klänge des Dudelsacks (auch wenn der Dudelsack in Galicien kleiner ist) haben mich sehr an meine Heimat erinnert. So nimmt man an, dass die gleiche Kultur, welche Schottland besiedelt hat, auch die obere  westliche Hälfte von Spanien besiedelt hat. Die Keltische Kultur ist hier sehr spürbar, ähnlich wie in Galicien auch.

Tja…..

Tha mi cinnteach gum bi mi a’ tilleadh do dh’ Alba. (Gälisch)
(Ich bin sicher, dass ich nach Schottland zurückkehren werde.)

Schottland war für mich ein tiefes Ankommen in meinem Herzen. Da wo es nicht nur Freude und Liebe gibt, sondern eben auch den Schmerz vergangener Leben.

Ob wir hinschauen wollen oder nicht, egal die Erde vergisst nichts.

Auch wenn der Mensch sich neu erfindet oder neue Wege geht, die Erde bleibt zurück und  erinnert uns an die Wahrheit.

Is maith an scéalaí an aimsir. (Gälisch)
(Die Zeit erzählt die besten Geschichten)

von Herz zu Herz

Doris Fuentes

 

Botschaft der Erde:

Steine sind die ältesten Formen an Energien überhaupt. Sie speichern die Elemente, lassen sie los, erneuern sich, brechen ab und verbinden sich. Sie behaupten sich nicht in ihrem Sein, sie sind die Quelle des Seins.

Getragen und berührt durch die weibliche Kraft von Mutter Erde schwingen sie die universelle Liebe. Sie sind nicht Licht und nicht Dunkelheit, denn darüber sind sie schon lange hinausgewachsen. Sie definieren sich nicht mit der Form von  Ewigkeit, sie sind die Ewigkeit, die der Erde überhaupt eine Form ermöglicht.

Die Sprache der Steine ist für Euch Menschen schwer zu verstehen, weil es eine Sprache vor der Zeit gibt. Der Mensch definiert sich über die Gefühle und Emotionen und beruft sich auf das Ego. Die Steine werden sich nie mit dem Ego definieren, aber sie werden ihre wahre Natur zeigen, wenn ihr sie mit Respekt und Hochachtung behandelt. Vergisst nicht, sie waren vor Euch da und sind so alt wie der erste Atemstoß von Mutter Erde.